Antiallergika sind Medikamente, die speziell zur Behandlung und Vorbeugung allergischer Reaktionen entwickelt wurden. Sie wirken, indem sie verschiedene Stufen der allergischen Reaktionskette unterbrechen und so die unangenehmen Symptome lindern oder verhindern.
Bei einer normalen Immunreaktion erkennt das Immunsystem schädliche Eindringlinge wie Viren oder Bakterien und bekämpft diese gezielt. Bei allergischen Reaktionen hingegen stuft das Immunsystem harmlose Substanzen wie Pollen, Hausstaub oder bestimmte Nahrungsmittel fälschlicherweise als gefährlich ein und löst eine übermäßige Abwehrreaktion aus.
Eine zentrale Rolle spielt dabei Histamin, ein körpereigener Botenstoff, der bei allergischen Reaktionen in großen Mengen freigesetzt wird. Histamin verursacht die typischen Allergiesymptome wie Juckreiz, Schwellungen, laufende Nase, tränende Augen und Hautausschläge. Antiallergika beeinflussen das Immunsystem auf verschiedene Weise: Sie blockieren Histaminrezeptoren, stabilisieren Mastzellen oder reduzieren die Entzündungsreaktion, wodurch allergische Symptome effektiv kontrolliert werden können.
Diese sedierenden Antihistaminika wie Diphenhydramin oder Chlorpheniramin waren die ersten entwickelten Histaminblocker. Sie durchdringen die Blut-Hirn-Schranke und verursachen daher häufig Müdigkeit und Benommenheit als Nebenwirkung.
Moderne nicht-sedierende Antihistaminika wie Cetirizin, Loratadin oder Fexofenadin bieten eine effektive Symptomlinderung ohne die müdemachenden Eigenschaften ihrer Vorgänger. Sie sind ideal für die tägliche Anwendung geeignet.
Antiallergika sind in unterschiedlichen Formen verfügbar:
Heuschnupfen gehört zu den häufigsten allergischen Erkrankungen in Deutschland und betrifft Millionen von Menschen während der Pollensaison. Die saisonale allergische Rhinitis tritt hauptsächlich im Frühjahr und Sommer auf, wenn Gräser-, Baum- und Kräuterpollen in der Luft sind. Im Gegensatz dazu verursacht die Hausstaubmilbenallergie ganzjährige Beschwerden, da sich die mikroskopisch kleinen Milben in Matratzen, Teppichen und Polstermöbeln aufhalten.
Tierhaarallergien, besonders gegen Katzen- und Hundehaare, können bereits bei kurzem Kontakt heftige Reaktionen auslösen. Nahrungsmittelallergien betreffen vor allem Nüsse, Milchprodukte, Eier und Meeresfrüchte. Kontaktallergien entstehen durch direkten Hautkontakt mit Allergenen wie Nickel, Duftstoffen oder Konservierungsmitteln.
Cetirizin ist einer der meistverkauften Wirkstoffe in Deutschland und als Zyrtec oder Cetrizin-ratiopharm erhältlich. Es wirkt schnell und langanhaltend gegen allergische Symptome. Loratadin, bekannt als Claritine oder Lorano, zeichnet sich durch seine geringe Müdigkeit verursachende Wirkung aus. Desloratadin (Aerius, Desloratadin-ratiopharm) ist der aktive Metabolit von Loratadin und bietet eine noch bessere Verträglichkeit.
Fexofenadin (Telfast, Allegra) gilt als besonders nebenwirkungsarm und ist auch für Autofahrer geeignet. Levocetirizin (Xyzal, Levocetirizin-AL) ist die weiterentwickelte Form von Cetirizin mit verbesserter Wirksamkeit. Dimetinden (Fenistil) wird besonders bei Hautallergien und Insektenstichen eingesetzt.
Die optimale Einnahmezeit von Antiallergika hängt vom jeweiligen Wirkstoff ab. Moderne Antihistaminika der zweiten Generation wie Cetirizin oder Loratadin können flexibel morgens oder abends eingenommen werden. Bei älteren Präparaten mit sedierender Wirkung empfiehlt sich die Einnahme am Abend, um Müdigkeit während des Tages zu vermeiden.
Erwachsene nehmen üblicherweise einmal täglich eine Tablette ein. Für Kinder ab 2 Jahren stehen spezielle Dosierungen in Form von Tropfen oder Sirup zur Verfügung. Die genaue Dosierung richtet sich nach Körpergewicht und Alter des Kindes.
Bei saisonalen Allergien reicht oft eine Bedarfsmedikation aus, während ganzjährige Beschwerden eine kontinuierliche Langzeitanwendung erfordern. Kombinationstherapien mit Nasensprays oder Augentropfen können die Wirksamkeit erhöhen. Bei Überdosierung können verstärkte Nebenwirkungen auftreten - kontaktieren Sie umgehend einen Arzt. Schwangere und Stillende sollten vor der Einnahme unbedingt ärztlichen Rat einholen, da nicht alle Antiallergika in diesen Lebensphasen geeignet sind.
Die meisten modernen Antiallergika sind gut verträglich. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen leichte Müdigkeit, Mundtrockenheit und gelegentlich Kopfschmerzen. Seltene, aber ernsthafte Nebenwirkungen können Herzrhythmusstörungen oder schwere allergische Reaktionen sein.
Antiallergika der ersten Generation wirken stark sedierend und beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit erheblich. Moderne Präparate der zweiten Generation überwinden die Blut-Hirn-Schranke kaum und verursachen deutlich weniger Müdigkeit, dennoch sollten individuelle Reaktionen beachtet werden.