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Alkoholismus

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Was ist Alkoholismus?

Alkoholismus, medizinisch als Alkoholabhängigkeit oder Alkoholkonsumstörung bezeichnet, ist eine chronische Erkrankung, die durch den unkontrollierten und zwanghaften Konsum von Alkohol charakterisiert ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert Alkoholismus als psychische und Verhaltensstörung, die sowohl körperliche als auch psychische Abhängigkeit umfasst.

Unterschied zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholismus

Während Alkoholmissbrauch ein schädliches Konsumverhalten darstellt, das zu gesundheitlichen und sozialen Problemen führt, ist Alkoholismus durch eine ausgeprägte körperliche und psychische Abhängigkeit gekennzeichnet. Bei Alkoholismus verliert die betroffene Person die Kontrolle über ihren Alkoholkonsum und entwickelt eine Toleranz, die zu immer höheren Mengen führt.

Stadien der Alkoholerkrankung nach Jellinek

Der amerikanische Wissenschaftler E.M. Jellinek beschrieb vier Phasen der Alkoholerkrankung: die Voralkoholische Phase mit gelegentlichem Erleichterungstrinken, die Prodromalphase mit ersten Kontrollverlusten, die kritische Phase mit deutlichem Kontrollverlust und die chronische Phase mit völligem Kontrollverlust und körperlichen Schäden.

In Deutschland sind schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen alkoholabhängig, wobei weitere 1,6 Millionen einen riskanten Alkoholkonsum aufweisen. Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich jährlich auf etwa 57 Milliarden Euro.

Symptome und Diagnose

Frühe Warnsignale einer Alkoholabhängigkeit

Die ersten Anzeichen einer sich entwickelnden Alkoholabhängigkeit sind oft subtil und werden häufig übersehen. Zu den frühen Warnsignalen gehören regelmäßiges Trinken zur Entspannung, heimliches Trinken, Gedächtnislücken nach Alkoholkonsum und die Vernachlässigung sozialer Verpflichtungen zugunsten des Trinkens.

Körperliche und psychische Symptome

Körperliche Entzugssymptome manifestieren sich durch:

  • Zittern der Hände
  • Schwitzen und Übelkeit
  • Schlafstörungen und Unruhe
  • Herzrasen und Bluthochdruck
  • In schweren Fällen Krampfanfälle oder Delirium tremens

Psychische Anzeichen umfassen Reizbarkeit, Angststörungen, Depressionen und eine zunehmende Fixierung auf Alkohol.

Diagnostische Kriterien und Verfahren

Die Diagnose erfolgt nach den ICD-10-Kriterien, die mindestens drei der folgenden Merkmale innerhalb eines Jahres erfordern: starkes Verlangen, Kontrollverlust, Entzugssymptome, Toleranzentwicklung, Vernachlässigung anderer Interessen und fortgesetzter Konsum trotz schädlicher Folgen. Professionelle Diagnostik umfasst strukturierte Interviews, Fragebögen wie den AUDIT-Test und medizinische Untersuchungen zur Erfassung körperlicher Schäden.

Medikamentöse Behandlung

In Deutschland stehen verschiedene wirksame Arzneimittel zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit zur Verfügung, die ausschließlich auf ärztliche Verschreibung erhältlich sind. Diese Medikamente unterstützen die Abstinenz und reduzieren das Rückfallrisiko erheblich.

Acamprosat (Campral)

Acamprosat stabilisiert das Neurotransmitter-Gleichgewicht im Gehirn und reduziert das Verlangen nach Alkohol. Die übliche Dosierung beträgt 1998 mg täglich, aufgeteilt auf drei Einzeldosen. Das Medikament wird zur Aufrechterhaltung der Abstinenz bei bereits entgifteten Patienten eingesetzt.

Naltrexon

Als Opioidantagonist blockiert Naltrexon die belohnenden Effekte des Alkoholkonsums und verringert dadurch die Rückfallgefahr. Die tägliche Dosis liegt zwischen 25-50 mg und wird zur Rückfallprävention bei motivierten Patienten verwendet.

Disulfiram (Antabus)

Disulfiram hemmt das Enzym Aldehyddehydrogenase und führt bei Alkoholkonsum zu unangenehmen Reaktionen wie Übelkeit und Herzrasen. Diese Aversionstherapie erfordert strikte Patientencompliance und regelmäßige ärztliche Kontrollen.

Nalmefene (Selincro)

Nalmefene ermöglicht eine Reduktion des Alkoholkonsums ohne vollständige Abstinenz. Es wird bei Bedarf vor geplanten Trinksituationen eingenommen und hilft dabei, riskante Trinkmengen zu verringern.

Alle Medikamente erfordern eine kontinuierliche ärztliche Betreuung und können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen verursachen. Wichtige Kontraindikationen müssen vor der Verschreibung ausgeschlossen werden.

Entgiftung und Entzug

Der Alkoholentzug kann ambulant oder stationär durchgeführt werden, wobei die Entscheidung von der Schwere der Abhängigkeit und möglichen Komplikationen abhängt. Eine medizinische Überwachung ist aufgrund potentieller Entzugssymptome wie Tremor, Schwitzen und in schweren Fällen Krampfanfällen unerlässlich.

Unterstützende Medikamente

Verschiedene Arzneimittel lindern die Entzugssymptome und erhöhen die Sicherheit des Entzugsprozesses:

  • Benzodiazepine zur Vorbeugung und Behandlung von Entzugskrämpfen
  • Vitamin B-Komplex zur Behebung alkoholbedingter Mangelerscheinungen
  • Thiamin (Vitamin B1) zur Prävention neurologischer Schäden
  • Magnesium und weitere Elektrolyte zum Ausgleich von Defiziten

Entzugsphasen

Der körperliche Entzug dauert typischerweise 5-7 Tage, wobei die intensivsten Symptome in den ersten 48-72 Stunden auftreten. Die anschließende Entwöhnungsphase erstreckt sich über mehrere Wochen bis Monate und erfordert psychotherapeutische Unterstützung. Eine schrittweise Medikamentenreduktion unter ärztlicher Aufsicht gewährleistet einen sicheren Übergang zur Abstinenz.

Unterstützende Therapien und Hilfsmittel

Psychotherapeutische Ansätze als Ergänzung

Neben der medikamentösen Behandlung spielen psychotherapeutische Verfahren eine zentrale Rolle in der Alkoholismustherapie. Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie und Gruppentherapien helfen dabei, die psychischen Ursachen der Abhängigkeit zu bearbeiten und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Regenerative Unterstützung aus der Apotheke

Zur Unterstützung der körperlichen Erholung bieten Apotheken verschiedene Präparate an:

  • Vitamin-B-Komplexe zur Nervensystemstärkung
  • Mariendistelpräparate für die Leberregeneration
  • Magnesium und Zink zur Ausgleichung von Mangelerscheinungen
  • Pflanzliche Beruhigungsmittel wie Baldrian oder Passionsblume
  • Homöopathische Präparate zur sanften Begleitung der Therapie

Rolle der Apotheke in der Nachsorge

Apotheken übernehmen eine wichtige Funktion in der langfristigen Betreuung. Sie bieten diskrete Beratung zur Medikamenteneinnahme, informieren über Wechselwirkungen und stehen als vertrauensvolle Anlaufstelle für Fragen zur Verfügung. Die kontinuierliche pharmazeutische Betreuung trägt wesentlich zum Therapieerfolg bei.

Prävention und Beratung

Aufklärung über Alkoholrisiken

Die Prävention beginnt mit umfassender Aufklärung über die Risiken des Alkoholkonsums. Apotheken informieren über Grenzwerte, Wechselwirkungen mit Medikamenten und frühe Warnzeichen einer Abhängigkeitsentwicklung. Besondere Aufmerksamkeit gilt Risikogruppen wie Jugendlichen, Schwangeren und Personen mit Vorerkrankungen.

Beratungsangebote und Informationsmaterialien

Qualifizierte Apotheker bieten vertrauliche Beratungsgespräche an und stellen Informationsmaterialien für Betroffene und Angehörige zur Verfügung. Diese umfassen:

  • Broschüren zu Therapiemöglichkeiten
  • Kontaktdaten von Fachstellen und Selbsthilfegruppen
  • Aufklärungsmaterial für Familienmitglieder

Rechtliche Aspekte und Datenschutz

Bei der Beratung gelten strenge Datenschutzbestimmungen. Apotheker unterliegen der Schweigepflicht und behandeln alle Informationen vertraulich. Die Beratung erfolgt freiwillig und ohne Dokumentationspflicht, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen und Hemmschwellen abzubauen.

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