Hypertonie, auch bekannt als Bluthochdruck, ist eine chronische Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems, bei der der Druck in den Arterien dauerhaft erhöht ist. Als normal gelten Blutdruckwerte unter 120/80 mmHg, während Werte ab 140/90 mmHg als Hypertonie eingestuft werden. Werte zwischen 120-139/80-89 mmHg werden als hochnormal bezeichnet.
Man unterscheidet zwischen primärer Hypertonie (etwa 90% der Fälle), deren Ursache unbekannt ist, und sekundärer Hypertonie, die als Folge anderer Erkrankungen auftritt. In Deutschland leiden etwa 30-35% der Erwachsenen an Bluthochdruck, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt.
Hypertonie wird oft als "stiller Killer" bezeichnet, da sie häufig jahrelang ohne spürbare Symptome verläuft. Wenn Beschwerden auftreten, können diese Kopfschmerzen, Schwindel, Nasenbluten, Kurzatmigkeit oder Sehstörungen umfassen. Viele Betroffene bemerken ihre Erkrankung erst bei Routineuntersuchungen oder wenn bereits Folgeschäden aufgetreten sind.
Die Diagnose erfolgt durch wiederholte Blutdruckmessungen beim Arzt oder durch 24-Stunden-Langzeitmessungen. Dabei sollten mindestens drei erhöhte Messwerte an verschiedenen Tagen vorliegen. Regelmäßige Kontrollen sind besonders wichtig, da eine frühzeitige Erkennung schwerwiegende Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindern kann.
Ein Arztbesuch ist ratsam bei wiederholt erhöhten Werten über 140/90 mmHg, plötzlichen starken Kopfschmerzen oder anderen verdächtigen Symptomen.
Die medikamentöse Therapie der Hypertonie erfolgt mit verschiedenen Wirkstoffklassen, die einzeln oder in Kombination eingesetzt werden. Die Auswahl richtet sich nach individuellen Faktoren wie Alter, Begleiterkrankungen und Verträglichkeit.
Kombinationspräparate vereinen mehrere Wirkstoffe und verbessern die Therapietreue. Sie ermöglichen eine effektivere Blutdrucksenkung bei reduzierter Tablettenanzahl. Die Behandlung beginnt meist mit niedrigen Dosierungen, die bei Bedarf schrittweise erhöht werden. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind essentiell für den Therapieerfolg.
Ergänzend zur medikamentösen Therapie können verschiedene Nahrungsergänzungsmittel die Blutdruckregulation unterstützen. Diese natürlichen Ansätze sollten jedoch niemals die ärztlich verordnete Medikation ersetzen.
Magnesium und Kalium spielen eine wichtige Rolle bei der Gefäßfunktion und können bei nachgewiesenem Mangel supplementiert werden. Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl unterstützen die Herzgesundheit und können mild blutdrucksenkend wirken.
Knoblauch-Extrakte enthalten schwefelhaltige Verbindungen, die gefäßerweiternd wirken können. Weißdorn-Präparate werden traditionell zur Herzstärkung eingesetzt. Coenzym Q10 unterstützt die Energieproduktion in den Herzmuskelzellen, während L-Arginin als Vorstufe von Stickstoffmonoxid die Gefäßerweiterung fördert.
Die Grenzen der Selbstmedikation müssen beachtet werden. Nahrungsergänzungsmittel können Wechselwirkungen mit Medikamenten haben und sollten nur nach Rücksprache mit Arzt oder Apotheker eingenommen werden. Bei schwerer Hypertonie ist eine professionelle medizinische Behandlung unerlässlich.
Eine gesunde Lebensweise bildet das Fundament der Bluthochdruckbehandlung und kann oft medikamentöse Therapien ergänzen oder sogar ersetzen. Die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) hat sich als besonders wirksam erwiesen und betont den Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten bei gleichzeitiger Reduktion von rotem Fleisch und zuckerhaltigen Getränken.
Stressmanagement durch Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, Meditation oder Yoga kann nachweislich zur Blutdrucksenkung beitragen. Ebenso wichtig ist eine gute Schlafhygiene mit regelmäßigen Schlafzeiten und 7-8 Stunden erholsamem Schlaf. Diese Lifestyle-Änderungen können den systolischen Blutdruck um 4-11 mmHg senken und sind daher unverzichtbarer Bestandteil jeder Hypertoniebehandlung.
Die regelmäßige Selbstmessung des Blutdrucks ist ein wichtiger Baustein der Hypertonietherapie. Oberarm-Messgeräte gelten als genauer als Handgelenk-Geräte, da sie weniger störanfällig sind. Digitale Geräte bieten den Vorteil der einfachen Bedienung und automatischen Aufzeichnung, während analoge Geräte bei korrekter Anwendung sehr präzise Werte liefern.
Ein Blutdrucktagebuch hilft dabei, Trends zu erkennen und die Therapie zu optimieren. Empfohlen wird die Messung morgens und abends über eine Woche pro Monat. Bei wiederholt erhöhten Werten über 135/85 mmHg oder bei Symptomen wie Schwindel oder Kopfschmerzen sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.